Was ist Nahwärme?
Der Begriff Nahwärme bezeichnet die Wärmeversorgung eines kleineren Gebiets durch eine Heizzentrale, die sich nahe des zu versorgenden Gebietes befindet. Mit Hilfe eines oder mehrerer Wärmeerzeugers wird Wasser erwärmt und über ein verzweigtes Rohrleitungsnetz – das Nahwärmenetz – zu den Wärmabnehmern transportiert. Über einen Wärmetauscher, welcher sich in einer sogenannten Hausübergabestation befindet, wird die Wärme vom Nahwärmenetz auf das Heizungssystem des Wärmeabnehmers übertragen. Das abgekühlte Wasser fließt über den Rücklauf zurück zur Heizzentrale.
Wie kommt die Nahwärme in mein Haus?
Vom Nahwärmenetz in der Straße wird die Hausanschlussleitung über Ihr Grundstück in den Heizungsraum verlegt und an die Hausübergabestation angeschlossen. Dafür ist eine Kernbohrung erforderlich, durch die die Hausanschlussleitungen (Vorlauf und Rücklauf) in das Gebäude geführt werden. Danach wird die Wand wieder wasserdicht verschlossen.
Welche Funktion hat die Hausübergabestation?
Das heiße Wasser des Nahwärmenetzes wird mit Hilfe von Pumpen zu den Häusern transportiert (Vorlauf). Die Hausübergabestation enthält einen Wärmetauscher, der die Wärme auf den hausinternen Heizkreislauf überträgt. Das abgekühlte Wasser fließt zurück in das Nahwärmenetz zur Heizzentrale (Rücklauf). Über den Wasserdurchfluss und die Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf wird mit Hilfe des in der Übergabestation integrierten Wärmemengenzählers die abgenommene Wärme ermittelt.
Wer übernimmt die Hausanschlusskosten?
Im Zuge der Tiefbauarbeiten übernimmt der Betreiber des Nahwärmenetzes die Beauftragung der Leitungsverlegung ins Haus bis zur Übergabestation. Die Kosten werden Ihnen in Rechnung gestellt. Die Installation der Übergabestation wird vom Eigentürmer beim Heizungsbauer seiner Wahl beauftragt.
Bei einem nachträglichen Anschluss an eine bestehende Trasse werden die Anschlusskosten individuell berechnet.
Die Übergabestation bleibt zur Hälfte im Eigentum des Betreibers (Primärseite), zur anderen Hälfte geht sie an den Hauseigentümer über (Sekundärseite). Die Schnittstelle ist dabei der Wärmetauscher. Jeder übernimmt die anfallenden Kosten für Wartung und Reparaturen auf seiner Seite. In die Zuständigkeit des Hauseigentümers fallen außerdem die hausinternen Arbeiten ab diesem Schnittpunkt. So z.B. die Einbindung des hausinternen Heizkreislaufs (Neuanbindung an die Übergabestation). Je nach Gebäude können diese Kosten variieren.
Was kostet mich die Nahwärme?
Die Wärmekosten setzen sich zusammen aus einem verbrauchsabhängigen Arbeits- und einem verbrauchsunabhängigen Grundpreis. Diese Preise unterscheiden sich je nach Projekt und dem verwendeten Brennstoff des Wärmenetzes und ist an einen bundesweiten Index bekoppelt.
Generell gilt bei einem vollen Kostenvergleich zu beachten: Durch einen Anschluss an die Nahwärme wird ein einmaliger Anschlusskostenbeitrag und die Kosten für die Übergabestation fällig. Neuinvestitionen, Schornsteinfegerkosten und Wartungskosten für einen Heizkessel fallen für Sie damit in Zukunft dauerhaft weg. Auch Ihre Stromkosten reduzieren sich deutlich.
Wer richtet die Hoffläche wieder her?
Die vom Betreiber des Wärmenetzes beauftragte Baufirma wird den vorherigen Zustand wieder bestmöglich herstellen. Sollten Sie Aufwertungen vornehmen wollen, sind diese selbst zu tragen.
Können zwei Grundstücke über eine gemeinsame Hausanschlussleitung angeschlossen werden?
Das ist aus technischer Sicht kein Problem. Sollten Sie Eigentümer beider Grundstücke sein, spricht auch rechtlich nichts dagegen. Anders ist es bei verschiedenen Eigentümern. Um die Wärmelieferung beider Anschlussnehmer sicherstellen zu können, müsste eine Dienstbarkeit (Nutzungsrecht) eingetragen werden.
Kann ich meine alte Heizungsanlage in Betrieb lassen?
„Jein“. Handelt es sich um eine Solarthermieanlage oder einen Kachelofen ist eine Kombination mit der Nahwärme möglich und aus ökologischen Gesichtspunkten auch wünschenswert. Bei fossil betriebenen Heizungsanlagen bitten wir Sie, die Heizung still zu legen bzw. auszubauen. Dies ist für die Planungssicherheit unerlässlich.
Ich habe noch Heizöl in meinem Tank. Kann ich auch erst zu einem späteren Zeitpunkt Wärme abnehmen?
Bei geringen Restmengen kann das Heizöl noch verbraucht werden, bis Sie an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. In der Regel gewährt der Betreiber eine Übergabesfrist zwischen 1 und 2 Jahren. Nach dieser Zeit erlischt auch der Anspruch auf Förderung. Die Details dazu regelt der Wärmeliefervertrag.
Kann ich mich auch zu einem späteren Zeitpunkt anschließen lassen?
„Jein.“ Während der Planungsphases eines Nahwärmeprojektes werden die Wärmebedarfe der Interessenten abgefragt. Anhand dieser Daten wird im Anschluss das Netz ausgelegt. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt weiter Interessenten hinzu kommen, können diese unter Umständen nicht angeschlossen, wenn die Auslastungsgrenze des Nahwärmenetzes erreicht ist.
Kann die Nahwärme auch für Niedrigtemperaturheizanlagen (Fußbodenheizung) genutzt werden?
Das ist problemlos möglich. Auch wenn über das Nahwärmenetz immer mindestens 70°C anliegen, kann mit Hilfe eines Mischventils innerhalb des Heizungskreislauf des Wärmeabnehmers die Heizungsvorlauftemperatur auf das gewünschte Niveau abgesenkt werden.
Kann ich bei der Nahwärme auch eine Tag- und Nachtabschaltung eingeben und im Sommer die Heizung ausmachen?
Der Anschluss an das Nahwärmenetz ist mit einem sehr modernen Steuerungs- und Regelungssystem verbunden. Auch Nachtabsenkungen, Einstellung der Warmwassertemperatur, Mitprogrammier-ungen, Außentemperatursteuerung, Frostschutz, Ferien- und Wochenendprogrammierung etc. sind möglich.
Wer übernimmt die Wartung des Wärmenetzes?
Der Betreiber des Netzes ist für die Wartung der Leitungen bis zur Mitte der Übergabestation verantwortlich. Für das hausinterne Heizungsnetz sind Sie als Eigentümer verantwortlich.
Ist die Wärmelieferung zu jedem Zeitpunkt gesichert?
Der Betreiber des Wärmenetzes garantiert Ihnen die Wärmelieferung zu jeder Zeit. Unser Konzept sieht die Installation von mehreren Grund- und Spitzenlastkesseln vor, so dass auch bei Wartungsarbeiten oder Störungen eines Kessels genug Wärmeleistung durch die anderen Heizanlagen erzeugt werden kann. Zudem werden große Pufferspeicher installiert, die für zusätzliche Versorgungssicherheit sorgen. Sollte es dennoch einmal schwerwiegendere Probleme geben, wird die Versorgung über eine mobile Heizungsanlage sichergestellt.
Kann eine Leitung im Netz kaputt gehen?
Bei jedem technischen Bauteil besteht das Risiko, dass es irgendwann einen Defekt aufweist. Die Lebensdauer eines Nahwärmerohrs liegt bei etwa 40 Jahren. Das gesamte Netz wird permanent fernüberwacht, so dass im Fall einer Störung die defekte Leitung ausfindig gemacht und der Fehler behoben werden kann.
An wen kann ich mich im Störungsfall wenden?
Der Hauseigentümer muss, wie bei seiner bisherigen Heizung auch, zunächst einschätzen, wo der Fehler liegt. Bei einer Ölheizung kam sicher auch niemand auf die Idee dem Heizölliefereant anzurufen, wenn die Heizung ausgefallen war. Da der Fehler mit hoher Warscheinlinkeit im hausinternen Heinzungsnetz liegt ist zunächst der eigene Heizungsbauer zu kontaktieren. Dieser wird sich dann bei Bedarf mit unseren Nahwärmemeistern in Verbindung setzen. Bei Notfällen, in denen der eigene Heizungsbauer nicht erreicht werden kann, bietet die Gemeinde eine eigene Servicehotline, wobei der Einsatz je nach Ursache der Störung auch hier kostenpflichtig ist.
Was passiert mit dem Wärmeliefervertrag bei Verkauf des Hauses?
Findet ganz oder teilweise ein Eigentumswechsel an den Objekten statt, ist der Kunde während der Laufzeit dieses Vertrages verpflichtet, formwirksam alle Rechte und Pflichten aus diesem Vertrag auf den Erwerber zu übertragen. Dieser ist zu verpflichten, etwaige Rechtsnachfolger entsprechend weiter zu verpflichten.
Der Kunde wird von seinen Verpflichtungen aus diesem Vertrag frei, wenn der Erwerber dem Versorger gegenüber den Eintritt in diesen Vertrag schriftlich erklärt hat und hinreichende Gewähr zur Erfüllung der sich aus diesem Vertrag ergebenden Ansprüche des Versorgers bietet.
Warum sollte ich auf Nahwärme umsteigen?
Sie sind weitgehend unabhängiger von fossilen Energien, die einerseits immer teurer werden, andererseits auch starken Preisschwankungen unterliegen. Die Spekulation, wann der beste Zeitpunkt zum Öleinkauf ist, entfällt. Stattdessen wird mit Hackschnitzeln/Pellets aus heimischen Forsten geheizt. So bleibt das Geld in der Region und weite Transportwege entfallen. Damit sinken die CO<sub>2</sub>-Emissionen gleich doppelt. Des Weiteren benötigen Sie keine eigene Heizungslange mehr, es entfallen Wartungs- und Instandhaltungskosten sowie die zukünftige Investition in eine neue Heizungsanlage. Auch um verschärfte Abgasnormen müssen Sie sich keine Gedanken machen. Zusätzlich wird im Haus durch den Wegfall der Heizung Platz geschaffen, den Sie anderweitig nutzen können.
Nahwärme im Neubau
Kann ich meinen Neubau ebenfalls an die Nahwärmeversorgung anschließen?
Ja, selbstverständlich können Sie auch Ihr neues Zuhause regenerativ versorgen. Sie profitieren so von Anfang an von dieser nachhaltigen Lösung und vielen Vorteilen.
Warum sollte ich meinen Neubau mit Nahwärme versorgen?
EnEV (Energieeinsparverordnung) und EEWärmeG (Erneuerbare Energien Wärmegesetz) verpflichten
Bauherren, den Primärenergiebedarf des Hauses gering zu halten, einen Mindestanteil Erneuerbarer
Energien zu integrieren und die Gebäudehülle ausreichend zu dämmen. Durch die Wärmeerzeugung aus 100% regenerativen Energien und einem Primärenergiefaktor von unter 0,2 sind die ersten beiden Bedingungen bereits übertroffen. Das lohnt sich auch bei der Gebäudedämmung. Bei Übererfüllung aller gesetzlichen Anforderungen bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) attraktive Tilgungszuschüsse und zinsgünstige Kredite an.
Nahwärme – Ihre Vorteile im Überblick
·Energie aus der Region – für die Region
·Einbindung der regionalen Forstwirtschaft und Unternehmen
·Das Geld bleibt in der Region
·Steuereinnahmen für die Gemeinde Schonung der Umwelt und folgender Generationen
·Vermeidung von CO<sub>2</sub> Emissionen und Atommüll
·Imagegewinn für Ihre Gemeinde
·Weitestgehende Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern
·Dauerhaft günstigere und kalkulierbare Heizkosten
·Kein Wartungsaufwand für die Heizung
·Keine Schornsteinfegerkosten
·Es wird nur die kWh Endenergie bezahlt – keine Wirkungsgradverluste
·Hohe Versorgungssicherheit durch die Redundanz der Energieträgerin Verbindung mit Pufferspeicher in der Heizzentrale
Grundsätze zur Wärmeversorgung:
Nachhaltig und effizient Verbrennungsfreie Niedertemperaturversorgung Neubaugebiete mit niedrigem spez. Wärmebedarf und Flächenheizungen B. „Kalte Nahwärme“ mittels und Wärmepumpen Einsatz regenerativer und lokaler Energieträger Bestandsgebiete mit hohem spez. Wärmebedarf und Hochtemperatur-Heizsystemen B. Hackschnitzelanlagen, Abwärme etc. Effizienter Einsatz fossiler Energieträger Bestandsgebiete mit hohem spez. Wärmebedarf und Hochtemperatur-Heizsystemen B. Kraft-Wärme-Kopplung (optional mit Stromdirektnutzung)