Blauzungenkrankheit erreicht den Landkreis Tuttlingen - Impfung dringend empfohlen, Verdachtsfälle müssen gemeldet werden
Die Blauzungenkrankheit der Wiederkäuer hat den Landkreis Tuttlingen erreicht: Ende August wurde die Tierseuche in einer Mutterkuhhaltung und zwei Schafhaltungen festgestellt. Die erkrankten Schafe zeigen deutliche Krankheitssymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Nasenausfluss, geschwollene Ohren und schmerzhafte Entzündungen am Klauenkronsaum. In den betroffenen Beständen im Landkreis sind jedoch noch keine Schafe an der Tierseuche gestorben. Die erkrankten Tiere werden tierärztlich behandelt.
Die Blauzungenkrankheit greift rasch um sich. Nachdem die Tierseuche im Herbst 2023 bereits in den Niederlanden, Belgien, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen festgestellt worden war, hat sie in den letzten Wochen alle Bundesländer erreicht, mit über 6.000 betroffenen Wiederkäuerhaltungen.
Die Blauzungenkrankheit ist eine reine Tierseuche, die Schafe, Rinder und andere Wiederkäuer befällt. Der Mensch kann nicht infiziert werden. Die Übertragung erfolgt nicht direkt von Tier zu Tier, sondern über winzige, 1 – 3 mm große Stechmücken, die sogenannten „Gnitzen“. Die Überträgermücken sind so klein, dass sie auch über große Entfernungen mit dem Wind verdriftet werden.
Deshalb muss beim Ausbruch der Blauzungenkrankheit für mindestens 2 Jahre ein großräumiges Restriktionsgebiet im Umkreis von 150 Kilometer um die Ausbruchsorte ausgewiesen werden. Der Handel mit Wiederkäuern aus dem Restriktionsgebiet heraus in von Blauzungenkrankheit freie Gebiete ist erheblich reglementiert. Deutschland ist nun insgesamt Restriktionsgebiet, ebenso wie die Niederlande, Belgien, Luxemburg, der Nordosten von Frankreich und der Süden von Dänemark.
Bereits zweimal ist in Deutschland die Blauzungenkrankheit mit dem Virustyp (Serotyp) 8 aufgetreten. Dieses Mal ist es der Serotyp 3, der mitunter zu schweren Verläufen und auch Todesfällen führt.
Gegen den Serotyp 3 gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Jedoch wurde per Eilverordnung der befristete Einsatz von drei Serotyp-3-Impfstoffen ermöglicht. Zur Vermeidung einer Infektion oder zumindest zur Linderung der Symptome sind diese Impfstoffe wirksam. Die Impfung wird ausdrücklich empfohlen und vom Land und der Tierseuchenkasse mit Zuschüssen zu den Impfstoffkosten unterstützt.
Hintergrund:
Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte Erkrankung insbesondere der Schafe und Rinder. Bei Schafen kann die Krankheit akut verlaufen, während sie bei Rindern in der Regel ohne bzw. nur mit milden Krankheitssymptomen auftritt. Ziegen, Wildwiederkäuer und Neuweltkameliden (Lamas, Alpakas) sind für die Blauzungenkrankheit ebenfalls empfänglich.
Die Erkrankung beginnt etwa eine Woche nach der Infektion und ist insbesondere durch eine Entzündung der Kopfschleimhäute (Lippen, Maulschleimhaut), der Haut des Euters und der Zitzen, Blutgefäßstauungen, Schwellungen und Blutungen gekennzeichnet. Schafe erkranken meist schwerer als Rinder und Ziegen. Erste Anzeichen einer akuten Erkrankung bei Schafen sind erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde. Bald nach dem Anstieg der Körpertemperatur schwellen die geröteten Maulschleimhäute an. Es kommt zu vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Die Zunge kann anschwellen und aus dem Maul hängen. An den Klauen rötet sich der Kronsaum und schmerzt. Die Tiere können lahmen, und bei trächtigen Tieren kann die Krankheit zum Verlammen führen. Symptome bei Rindern sind Entzündungen der Schleimhäute im Bereich der Augenlider und der Maulhöhle, des Flotzmauls, der Zitzenhaut und der Genitalien. Zudem treten Ablösungen von Schleimhäuten im Bereich der Zunge und des Mauls sowie Blasen am Kronsaum auf. Diese Erscheinungen ähneln somit Symptomen der Maul- und Klauenseuche.
Werden solche Symptome bei empfänglichen Tierarten festgestellt, ist umgehend der behandelnde Tierarzt hinzuzuziehen und das Veterinäramt zu informieren.
Das Virus stammt ursprünglich aus Afrika südlich der Sahara und kommt weltweit in zahlreichen Serotypen vor. Es wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern über winzige blutsaugende Mücken der Gattung Culicoides (Gnitzen). Menschen können sich nicht infizieren. Gegen mehrere Serotypen gibt es Impfstoffe, die aber immer nur serotyp-spezifisch wirksam sind.